Friedrich Merz: Ein Kanzler zwischen Etikette und politischer Lautstärke

Knigge-Experte lobt die Manieren von Bundeskanzler Merz - Friedrich Merz: Ein Kanzler zwischen Etikette und politischer Lautstärke
Bundeskanzler Friedrich Merz gilt seit langem als Inbegriff gepflegter Umgangsformen in der Politik. Sein letzter Auftritt im Bundestag am 5. Dezember 2025 unterstrich diesen Ruf – selbst in einer Zeit, in der die Debatten im Parlament lauter und emotionaler werden. Beobachter hoben sein Auftreten während der Sitzung hervor, in der das Rentenpaket verabschiedet wurde: ein Zusammentreffen von Etikette und dem sich wandelnden Ton im Plenarsaal.
Merz nahm an seiner letzten Bundestagsdebatte gemeinsam mit Außenminister Johann Wadephul teil. Die Sitzung stand im Zeichen der Verabschiedung des Rentenpakets, einer der wichtigsten politischen Abstimmungen. Besonders im Fokus stand dabei Clemens Graf von Hoyos, Vorsitzender der Deutschen Knigge-Gesellschaft, der den Kanzler bereits mehrfach für seine Umgangsformen gelobt hatte.
Von Hoyos definiert gute Etikette als zurückhaltende Eleganz, Impulskontrolle und Contenance – Eigenschaften, die er bei Merz verkörpert sieht. Dessen Hintergrund als Richter, Anwalt und Konzernlenker prägt seinen formellen Stil. Selbst kleine Details wie seine markanten Tieren mit Tierprint – oft Elefanten mit erhobenem Rüssel und nach rechts gerichtet – unterstreichen das Bild eines bedachten, zielstrebigen Professionellen. Doch dieser klassische Ansatz steht im Kontrast zur sich verändernden Kultur des Bundestags. Abgeordnete werden lauter, setzen auf emotionale Rhetorik und richten ihre Reden zunehmend an ein Online-Publikum. Die Dezembersitzung machte diese Kluft deutlich: Merz’ gelassene Art wirkte wie ein Fremdkörper inmitten der immer hitzigeren Wortgefechte.
Die Sitzung am 5. Dezember bildete den Abschluss von Merz’ parlamentarischer Laufbahn – und zugleich einen Gegenentwurf. Seine Treue zu klassischer Etikette, wie von Hoyos hervorgehoben, setzte ihn ab in einer politischen Landschaft, in der Zurückhaltung zunehmend an Bedeutung verliert. Sein Erbe als Stilikone bleibt eng mit seinen juristischen und wirtschaftlichen Wurzeln verbunden – während die Politik in ein Zeitalter größerer Ungefiltertheit driftet.

