Grimme-Online-Awards 2023: Preisträger lehnen Auszeichnungen aus Protest ab

Grimme-Online-Awards 2023: Preisträger lehnen Auszeichnungen aus Protest ab
Die Grimme-Online-Awards 2023 gerieten in die Kritik, als zwei Preisträger, die Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block, ihre Auszeichnungen ablehnten – aus Protest gegen die Aberkennung des Preises für die junge Nahost-Aktivistin Judith Scheytt. Die Entscheidung löste eine Debatte und scharfe Kritik aus.
Çiğdem Uzunoğlu, Direktorin des Grimme-Instituts, bezeichnete den Beschluss des Fördervereins, Scheytt die Auszeichnung zu entziehen, als „formell falsch“. Sie kündigte an, eine Diskussion anzustoßen und das Institut künftig vom Trägerverein zu trennen. Block jedoch erklärte, Uzunoğlus Ankündigung gehe nicht weit genug: Die Rücknahme des Preises sei ein „massiver Angriff auf die Unabhängigkeit der Jury-Entscheidung“ gewesen.
Als Zeichen des Protests legten Riesewieck und Block ihre Preise auf das Podium und verließen die Bühne. Ein Grimme-Mitarbeiter räumte die Trophäen später weg. Riesewieck warf Uzunoğlu vor, sich „versteckt“ zu haben. Bei der Gala wurden zudem andere herausragende Online-Angebote geehrt, darunter das Spiel „Herbst 89 – Auf den Straßen von Leipzig“, der Mastodon-Gründer Eugen Rochko, der Instagram-Kanal „Femizide stoppen“ sowie das Social-Media-Projekt „Barrierebrecher“*.
Der Preis für Scheytt war vom unabhängigen „Verein der Freunde des Adolf-Grimme-Preises“ nach Kritik und Vorwürfen des Antisemitismus zurückgenommen worden. Dies führte zu Protesten gegen das Grimme-Institut. Weitere ausgezeichnete Online-Formate beschäftigten sich mit Gesundheit, Lifestyle und Ernährung, etwa „Little Monsters“ (WDR) und „Know & Grow“ (SWR für funk). Auch der Podcast „Parlamentsrevue“ wurde gewürdigt, der parlamentarische Arbeit ohne großes Redaktionsteam verständlich aufbereitet.
Die Kontroverse um die Aberkennung von Judith Scheytts Auszeichnung wirft Fragen zur Unabhängigkeit der Grimme-Preise auf und hat eine Debatte über die Zukunft des Instituts ausgelöst. Trotz der Kritik würdigte die Gala zahlreiche bedeutende Online-Projekte und unterstrich so die Vielfalt und Bedeutung digitaler Medien.

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