Wie eine Frau aus Aargau in den Fokus der Nazis geriet

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Eine Frau ist in der Mitte des Bildes dargestellt, mit Text oben.

Wie eine Frau aus Aargau in den Fokus der Nazis geriet

Wie eine Aargauerin in den Fokus der Nazis geriet

Teaser: Lili Glarner plant eine Reise. Stattdessen wird sie in Berlin von der Gestapo verhaftet – unter Spionageverdacht.

Eine aussergewöhnliche Frau aus gutem Hause

Das aussergewöhnliche Leben von Lili Glarner, einer Schweizerin, die von den Nazis wegen ihrer kommunistischen Überzeugungen inhaftiert wurde, steht nun im Mittelpunkt eines neuen Bühnenstücks. Geboren in einer angesehene Ärztefamilie in Wildegg im Kanton Aargau, brach sie früh mit den Erwartungen und widmete sich radikaler Politik. Ihre Geschichte – geprägt von Verhaftung, Überleben und jahrzehntelangem Schweigen – kam erst kürzlich ans Licht.

Glarner wuchs in privilegierten Verhältnissen auf, fand aber schon früh zum Kommunismus. Mit 25 schockierte sie ihre Eltern, als sie verkündete, ihren niederländischen Freund heiraten und in die Sowjetunion auswandern zu wollen. Während sie 1933 in Berlin auf ihre Visa warteten, schlossen sich die beiden einer kommunistischen Widerstandsgruppe an. Kurze Zeit später nahm die Gestapo sie fest.

15 Monate in Nazi-Gewahrsam

Sie verbrachte 15 Monate in Haft, davon ein Jahr in Einzelhaft. In dieser Zeit schrieb sie ihrer Mutter erschütternde Briefe über die Haftbedingungen. Ihre unerwartete Freilassung am 28. September 1934 dürfte auf ihre Schweizer Staatsbürgerschaft, die beharrlichen Interventionen ihres Vaters Paul bei den Behörden und das Geständnis ihres Freundes zurückzuführen sein.

Nach ihrer Rückkehr in die Schweiz heiratete Glarner 1938 Helmut Zschockke, einen ehemaligen Schulkameraden und ebenfalls überzeugten Kommunisten. Das Paar zog sechs Kinder gross, blieb politisch aktiv und engagierte sich in der Frauenorganisation der SP sowie in sozialistischen Publikationen. Doch ihre Kriegsleiden blieben ein Familiengeheimnis. Erst nach dem Tod ihres Mannes 1978 erfuhren die Kinder von ihrer Inhaftierung. Glarner selbst starb 1965 mit nur 56 Jahren an Krebs.

Ein vergessener Lebenskampf – jetzt auf der Bühne

Nun wird ihre Geschichte in Aus der Zeit gefallen, einem neuen Stück von Peter-Jakob Kelting, wiedererählt. Die Aargauer Schauspielerin Nathalie Imboden verkörpert Glarner in der Inszenierung und bringt ihr verborgenes Leiden auf die Bühne.

Glarners Leben umfasste Privilegien, Verfolgung und politisches Engagement. Ihre Haft unter den Nazis blieb jahrzehntelang verborgen und kam erst nach ihrem Tod ans Licht. Das Stück Aus der Zeit gefallen sorgt dafür, dass ihre Erlebnisse – einst ein Familiengeheimnis – nun Teil des öffentlichen Gedächtnisses sind.